Stellungnahme zur nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS)
Berlin, 09 Juli 2024
Circular Black Forest, Circular Berlin (circular city e.V), Circular Munich e.V und das
CircularPSP-Konsortium und Empirica Gesellschaft für Kommunikations– und
Technologieforschung mbH begrüßen die umfassende und systemisch angelegte Nationale
Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Wir haben sie gründlich unter die Lupe genommen und eine Stellungnahme mit Verbesserungsvorschlägen verfasst.
Kreislaufwirtschaft als Vision für die Gesellschaft
Der aktuelle Entwurf konzentriert sich auf Hinweise zur wirtschaftlichen Transformation,
ohne eine gesellschaftliche Vision zu formulieren. Die Vision ist, von einer konsumorientierten
Gesellschaft zu einem bewussteren System überzugehen, in dem der Wert nicht nur in
kurzfristigen materiellen Begriffen gemessen wird, sondern auch soziale und langfristige
Dimensionen berücksichtigt werden. Dadurch fördert die Kreislaufwirtschaft einen
nachhaltigeren und ausgewogeneren Ansatz für Wachstum und Entwicklung, während
wirtschaftliche Aktivitäten positiv auf das Wohlergehen von Gesellschaft und Umwelt wirken.
Somit spielen nicht nur wirtschaftliche Akteure eine Rolle – auf die der aktuelle Entwurf
konzentriert – sondern alle Ebenen der Gesellschaft und des Staates. Diese müssen
eingebunden und bei der Setzung von Prioritäten berücksichtigt werden.
Bitte ziehen Sie die folgenden Aspekte für die finale Version in Erwägung
Nachhaltigen Konsum in die Vision einer Kreislaufwirtschaft aufnehmen
Wir teilen die Vision einer Kreislaufwirtschaft auf der Produktionsseite [Kapitel 1.3]. Jedoch
muss auch die bisher fehlende Nachfrageseite und damit die Konsummuster in die Vision
einbezogen werden. Die Kreislaufwirtschaft muss eine Kultur des bewussten Konsums und
Veränderungen in den Konsummustern und -verhalten fördern, wobei reduzierter Konsum
zur Norm wird, anstatt die Überproduktion von „zirkulären“ Gütern fortzusetzen. Dieser
Wandel wird die Verbraucher dazu ermutigen, Notwendigkeit und Qualität über Quantität zu
stellen, was zu einer Verringerung des gesamten Materialverbrauchs und der Abfallmenge
führt. Zudem sollte die Vision anerkennen, dass die Kreislaufwirtschaft im Rahmen planetarer
Grenzen agiert und eine sozialgerechte Basis unterstützt. Dies bedeutet, dass wirtschaftliche
Aktivitäten so gestaltet werden, dass sie die natürlichen Ressourcen und die Umwelt nicht
übermäßig belasten und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit fördern. Die gerechte Verteilung
von Ressourcen und die Förderung von sozialem Wohlstand sind unerlässlich, um eine
nachhaltige und gerechte Zukunft zu gewährleisten.
Integration lokaler Kreislaufwirtschaftspraktiken in Klimabeiträge
Die Dekarbonisierung der Industrie ist ein entscheidender Aspekt des Klimaschutzes, wobei
Kreislaufwirtschaft mehr als ein Ansatz für „grünes Wachstum für Produktionsprozesse” sein
muss [Kapitel 1.4]. Viele R-Strategien der Kreislaufwirtschaft basieren auf Dienstleistungen in
lokalen Märkten. Praktiken wie Reparatur und Teilen sind nur dann ressourceneffizient und
kundenfreundlich (hinsichtlich Zeit und Kosten) umsetzbar, wenn sie lokal implementiert
werden. Diese Praktiken, auch wenn sie nicht darauf abzielen, skaliert zu werden, spielen eine
bedeutende Rolle im Klimaschutz, indem sie den Ressourcenverbrauch und die
Abfallproduktion reduzieren. Sie betonen die Bedeutung eines Gleichgewichts zwischen
lokalen, kleinteiligen Initiativen und breiteren industriellen Strategien, um einen
umfassenden und verantwortungsvollen Ansatz für den Umweltschutz zu gewährleisten.
Somit ist die Herausforderung einer vollständigen Kreislaufwirtschaft inhärent dezentral, was
sich auch auf die Ausgestaltung der Handlungsfelder und der darin vorgesehenen Projekte
auswirken sollte.
Darüber hinaus müssen andere schädliche Aspekte wie z. B. externe Kosten, die oft andere
Volkswirtschaften betreffen, in die industrielle Verantwortung Deutschlands und die
Kreislaufwirtschaftsstrategie einbezogen werden. Als internationaler Akteur, der importierte
Rohstoffe im Ausland bezieht und Produktionsstätten im Ausland betreibt, muss
Deutschland die gleiche Verantwortung für die Dekarbonisierung der Industrie übernehmen,
um ein Überlaufen in andere Volkswirtschaften als externe Effekte zu verhindern. Dies würde
eine Logik schaffen, die Industrien dazu bringt, innerhalb der planetaren Grenzen zu agieren.
Die Rolle von Städten, Regionen und lokaler Wirtschaft anerkennen
Der aktuelle Ansatz betont weitgehend Zusammenarbeit, Wissensaustausch und
schrittweise Übernahme kreislaufwirtschaftlicher Praktiken, befähigt aber nicht die
Kommunale Stakeholder, eine Führungsrolle zu übernehmen und ihre aktive Rolle in der
Transformation zu fördern. Es sollte auch eine aktivere Einbindung wirtschaftlicher Akteure
geben, um lokale Wirtschaften zu fördern, die lokale und nationale Ziele berücksichtigen.
Weitere Maßnahmen vorgeschlagen:
Festlegung lokaler Ziele und Strategien für die Kreislaufwirtschaft: Städte und Regionen
sollten spezifische, messbare Ziele für Abfallreduktion, Ressourceneffizienz und
Kreislauffähigkeit setzen. Diese Ziele sollten mit nationalen und EU-Zielen übereinstimmen,
aber auf lokale Gegebenheiten und Kapazitäten zugeschnitten sein. Das Potenzial der
Kreislaufwirtschaft für einen proaktiv gesteuerten Strukturwandel ist groß, jedoch fehlt eine
Einschätzung, wie eine solcher Strukturwandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft
gesteuert werden kann.
Innovationszentren und Inkubatoren: Einrichtung lokaler Innovationszentren und
Inkubatoren, die sich auf Start-ups und Projekte zur Kreislaufwirtschaft konzentrieren. Diese
Zentren können Finanzierung, Mentoring und Ressourcen bereitstellen, um die Entwicklung
und Skalierung kreislaufwirtschaftlicher Lösungen zu beschleunigen.
Gemeinschaftsengagement-Programme: Entwicklung umfassender Programme zur
Einbindung der Gemeinschaft, um Bürgerinnen und Bürger in kreislaufwirtschaftliche
Praktiken zu unterrichten und einzubeziehen. Dies kann Workshops, Bildungskampagnen
und partizipative Projekte umfassen, die Recycling, Wiederverwendung und nachhaltigen
Konsum fördern.
Finanzierung der Kreislaufwirtschaft: Bereitstellung spezieller Finanzmittel für
Kreislaufwirtschaftsprojekte auf kommunaler und regionaler Ebene. Dies kann die
Entwicklung von Infrastruktur, Pilotprojekten und die Skalierung erfolgreicher Initiativen
unterstützen. Insbesondere für den Aufbau von zirkulären Wirtschaftssystemen, die durch
ihre Innovationspotenziale eine Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen städtischem
und ländlichem Raum ermöglichen können, sind weitere Fiannzierungsprogramme
notwendig.
Nachhaltiger Konsum und Handel: Erweiterung um Erschwinglichkeit
Neben der Reparierbarkeit und den Second-Hand-Markt [Kapitel 3.3.], muss auch die
Erschwinglichkeit des zirkulären Konsums berücksichtigt werden. Nachhaltige Produkte und
Praktiken müssen für alle Mitglieder der Gesellschaft zugänglich sein. Dies bedeutet, dass wir
uns auf faire Preisgestaltungsmodelle konzentrieren sollten, die nachhaltige Optionen
wirtschaftlich tragfähig machen.
Um dies zu erreichen, müssen wir uns von der Subventionierung schädlicher und
umweltverschmutzender Industriepraktiken abwenden und stattdessen faire
Preisgestaltungsmodelle unterstützen, die die wahren Produktionskosten einschließlich der
Umweltauswirkungen widerspiegeln. Auf diese Weise können wir eine inklusivere
Kreislaufwirtschaft schaffen, in der nachhaltige Entscheidungen für alle erschwinglich und
zugänglich sind.
Es werden keine Ziele und Maßnahmen für eine nachhaltigere Gestaltung des
Online-Handels formuliert. Hierfür sollten Initiativen zur Reduktion negativer
Umweltauswirkungen durch den Online-Handel selbst aufgenommen werden: konkrete Maßnahmen zur Verringerung von Retouren und eine Entwicklung hin zu Mehrwegverpackungen sollten aufgenommen werden.
Digitalisierung und Fortbildung müssen Komplexität reduzieren
Die Kreislaufwirtschaft ist grundsätzlich komplexer als ihr linearer Vorgänger [Kapitel 4.2].
Fortwährend werden Ideen entwickelt und neue Fallstudien durchgeführt. Dieses Wissen
muss allen Akteuren (insbesondere Kommunen und KMU) ohne Sprachbarrieren zugänglich
gemacht werden. Die digitale Lösung sollte aus diesen Beschreibungen handhabbare
Handlungsschritte ableiten. Dies erleichtert den Versuch, eine Case Study zu replizieren und
es zu einer positiven Erfahrung zu machen, damit die Kreislaufwirtschaft nicht als weitere
“grüne Bürde“ empfunden wird. Andernfalls werden die Akteure auf die einfachere und
sicherere – lineare – Handlungsoption zurückgreifen. KI-basierte Plattformen, die in der Lage
sind, den gesamten europäischen Bestand in deutscher Sprache (NLP) zur Verfügung zu
stellen, sind technisch möglich und leicht skalierbar.
Nötige Ambitionen für das Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG)
Der aktuelle Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) erkennt die
Bedeutung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) an, geht jedoch nicht weit genug bei der
Vorlage einer umfassenden Revision. Folgende Aspekte sollten in [Kapitel 4.3.3.]
aufgenommen werden:
Erhöhte Recycling- und Rückgewinnungsziele: Das KrWG sollte strengere Recycling- und
Rückgewinnungsziele für alle Abfallströme festlegen, um sicherzustellen, dass wertvolle
Materialien systematisch zurückgewonnen und wiederverwendet werden.
Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR): Erweiterung den Anwendungsbereich der EPR,
um mehr Produktkategorien einzubeziehen, und verschärfen Sie die
Einhaltungsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass Hersteller für das
End-of-Life-Management ihrer Produkte verantwortlich gemacht werden.
Kreislauffähiges Produktdesign: verpflichtende Anforderungen für das Produktdesign ein,
die Recyclebarkeit, Langlebigkeit und Reparierbarkeit priorisieren. Dies umfasst die
Festlegung von Standards für den Einsatz von recycelten Materialien in neuen Produkten.
Gezielte Weiterentwicklung der Systeme der Produkt-Verantwortung: Es ist notwendig,
dass die Qualitäten der Sortierfraktionen in der Produktverantwortung der Hersteller
verankert werden. Diese Qualitäten bieten die Grundlage für die weitere Produktgestaltung.
Verbraucherengagement und Bildung: Stärkung der Initiativen zur Erhöhung des
Bewusstseins der Verbraucher über die Vorteile der Kreislaufwirtschaft und bieten Sie klare
Informationen zu korrekten Verfahren zur Abfallsortierung und -recycling sowie die
Anwendung aller zehn R-Strategien.
Weitere Ziele, Instrumente und Massnahmen für die Transformation des Bekleidungs- und Textilsektors
Die aufgezeigten Ziele, Instrumente und Massnahmen sind positiv zu bewerten und decken
einen Teil der bevorstehenden Herausforderungen im Bekleidungs- und Textilsektor [Kapitel
4.7] ab. Für eine ganzheitliche Betrachtung der Herausforderungen, werden folgende
Ergänzungen empfohlen:
Ziel – Produktionsvolumen: Um eine langfristige Ressourcenschonung zu erreichen, ist eine
Reduktion der Produktionsvolumen insbesondere bei großen Bekleidungs- und
Textilherstellern unabdingbar. Dieses Ziel geht somit einher mit der Verringerung des
Konsums, da ein Überangebot (teilweise) vermieden wird. Es wird vorgeschlagen, konkrete
Reduktionsziele zu integrieren. Diese Ziele sollten auch Anwendung auf internationale
Unternehmen finden, welche national verkaufen.
Ziel – Erdölbasierten Fasern (wie Polyester, etc.): Im Zuge der Ressourcenschonung sollte
eine explizite Reduzierung oder Vermeidung von erdölbasierten Fasern (Neuware oder
rezyklierte Ware) integriert werden, da diese während der Nutzungsphase einen
signifikanten Abrieb an Mikrofasern aufweisen, welche für eine sehr lange Zeit, im Vergleich
zu anderen Materialien, im Wasserkreislauf zirkulieren.
Ziel – Faser-zu-Faser-Recycling: Um die Nutzungsziele von Faser-zu-Faser-recycelten
Materialien zu erreichen, ist es notwendig Ziele hinsichtlich der vorgestellten Forschung im
Faser-zu-Faser-Recycling zu definieren und dieses mit sehr konkreten Maßnahmen zu
hinterlegen. Des Weiteren sollten rezyklierte Materialien hinsichtlich der Kosten bezahlbar
sein, da sonst die Kosten für das Endprodukt zu hoch sind und somit für die
Verbraucherinnen und Verbraucher kurz- und mittelfristig nicht attraktiv ist.
Maßnahmen und Instrumente – Nationale erweiterte Herstellerverantwortung: Eine
nationale erweiterte Herstellerverantwortung, wie sie schon in anderen europäischen
Ländern in Kraft getreten ist, fehlt gänzlich in der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie für
Bekleidung und Textilien. In diesem Zuge sollten auch konkrete Kriterien für die
Ökomodulation hinsichtlich des aufzubringenden Betrages pro auf den Markt gebrachte
Bekleidungsstück oder Textil verankert werden. Aufgebrachte Beträge sollten entlang der
gesamten Wertschöpfungskette verteilt werden. Dies bezieht neben nationalen Sortieren
und Verwertern auch importierende Länder für Secondhand-Textilien aus Deutschland am
Ende der Wertschöpfungskette ein. Es ist zudem sicherzustellen, dass ausschließlich
nutzbare und qualitative Kleidung exportiert wird.
Maßnahmen und Instrumente – Bewusstseinswandel und Information: Verbraucherinnen
und Verbraucher sind, über Jahre, daran gewöhnt, Kleidung zu einem sehr niedrigen Preis
konsumieren zu können. Daher sollte insbesondere ein Fokus auf den Wert der Kleidung im
Bewusstseinswandel gelegt werden, so dass die Bereitschaft der Verbraucherinnen und
Verbraucher, einen höheren Preis für Kleidung zu bezahlen, steigt.
Maßnahmen und Instrumente – Berufsfelder: Die Unterstützung der Berufsfelder wie bspw.
Textil- und Maßschneiderei ist essentiell. Die Maßnahmen sind konkreter zu formulieren,
denn vor dem Zusammenhang der Etablierung von Reparaturbetrieben, Unterstützung von KMU hinsichtlich Ausbildungsplätzen, etc. müssen diese Berufe attraktiver werden. Aktuell ist
der Markt für bspw. Textil- und Maßschneidern kaum vorhanden.
Maßnahmen und Instrumente – Erfassung von Textilabfällen: Die Erfassungsquote für auf
den Markt gebrachte Bekleidung und Textilien sollte konkret formuliert werden. Es wird eine
100 prozentige Erfassung empfohlen. Dadurch wird eine ganzheitliche Transparenz für
diesen Sektor geschaffen.
Weitere Instrumente und Massnahmen für die Transformation des
Bausektors
Diese Maßnahmen zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen sind ein Schritt in
die richtige Richtung [Kapitel 4.8]. Um die Kreislaufwirtschaftsstrategie für den Bausektor
ambitionierter zu gestalten, werden folgende Verbesserungen empfohlen:
Leitfaden mit Bewertungssystematik zur Prüfung des Bestandserhalts: Es fehlt hier an
Verbindlichkeit zur Nutzung dieses Leitfadens. Der Zeithorizont und Einsatzbereich sollten
konkretisiert werden.
CO2-Obergrenze: Einführung einer CO2-Obergrenze für den Bausektor. Diese Maßnahme
soll die maximal zulässigen Emissionen für Bauprojekte festlegen und den Einsatz
kohlenstoffarmer Materialien und Technologien fördern.
Strengere Abfallreduktionsziele: Festlegung strengerer Ziele für die Reduzierung von Bauund Abbruchabfällen, um sicherzustellen, dass ein höherer Prozentsatz der Materialien
recycelt oder wiederverwendet wird. Dafür muss die Regelung zur Abfalleigenschaft von
Baustoffen überarbeitet werden.
Mindestquoten für den Einsatz von Sekundärrohstoffen: Die Mindestquoten sollte auf alle
Gebäudetypen erweitert werden. Bei der Umsetzung sind die Zielvorgaben der
EU-Taxonomie zu erfüllen. Es wäre denkbar eine schrittweise Umsetzung der Quoten in die
NKWS zu integrieren.
Abbruchgenehmigung: Die Einführung einer Abbruchgenehmigung wurde aus dem
Zwischenbericht entfernt. Diese muss dringend wieder aufgenommen werden, um den
Bestand zu erhalten und wertvolle Informationen über Lebenszyklen von Bauteilen und
-materialien für die Überführung des Bestands in urbane Minen zu erhalten.
Anreize für nachhaltige Praktiken und entsprechende Finanzierungsinstrumente:
Bereitstellung von Anreizen für Unternehmen, die nachhaltige Baupraktiken übernehmen,
wie Steuervergünstigungen, Zuschüsse oder Subventionen für die Verwendung
umweltfreundlicher Materialien und Technologien.
Erweitertes Monitoring und Reporting: Etablierung robuster Überwachungs- und
Berichtssysteme zur Verfolgung des Fortschritts der Kreislaufwirtschaftsinitiativen im
Bausektor. Dies sollte regelmäßige Audits und öffentliche Berichte über wichtige Kennzahlen
wie CO2-Emissionen, Abfallreduzierung und den Einsatz von Sekundärmaterialien umfassen.
Weitere Instrumente und Massnahmen für die Transformation der
metallverarbeitenden Industrie
Grundsätzlich ist die holistische Betrachtung der Ziele im [Kapitel 4.9] begrüßenswert.
Jedoch werden nicht alle R-Strategien abgebildet.
Die geplante Einführung einer Separationspflicht von Metallen aus gewerblichen Abfällen ist
eine konkrete und wichtige Maßnahme und sollte schnellstmöglich umgesetzt werden, da
sie zum Erhalt wichtiger Bunt-Metalle einen nennenswerten Beitrag liefern kann..
Es fehlt ein Anreizsystem für ein nachhaltiges Produktdesign, obwohl es ein klares Ziel mit
“Design for Recycling” gibt.
Es fehlt eine klare Unterscheidung zwischen den verschiedenen Metallen. Die bereits
vorhandenen und umsetzungsbereiten R-Strategien unterscheiden sich für Metalle. Eine
klare Unterscheidung des Reifegrads der R-Strategien bzgl. der verschiedenen Metalle ist
deshalb insbesondere zur Forschungsförderung zur Kreislaufführung von Metallen wie
Graphit, seltenen Erden etc. von hoher Bedeutung.
Weitere Instrumente und Massnahmen für die Transformation von Kunststoffen
Positiv zu bewerten ist die Vermeidung von Kunststoffabfällen als oberste Priorität. Um dieses
Ziel zu erreichen, müssen vorgelagerte R-Strategien mehr Berücksichtigung finden [Kapitel
4.10]. Dies bedeutet auch, dass Bedarf an konkreten Vorgaben zur Förderung von
Vermeidung, Dauerhaftigkeit, Wiederverwendbarkeit und Reparatur besteht.
Demgegenüber liegt der Fokus der Ziele und Maßnahmen insgesamt zu stark auf dem
Recycling und dem Rezyklateinsatz.
Im Bereich Verpackung sollten für etablierte Mehrwegsysteme verbindliche Quoten
eingeführt werden. Gleichzeitig bedarf es einer Förderung von noch nicht etablierten
Mehrwegsystemen, insbesondere dann, wenn es sich um die Rückführung im B2C Bereich
handelt.
Ein besonders wichtiger Punkt ist die Begrenzung der Materialvielfalt, die durch ihre
Komplexität einer Transformation zur Kreislaufwirtschaft im Wege steht. Diese Begrenzung
sollte allerdings verbindlich gestaltet sein, damit eine verlässliche Planung für Unternehmen
besteht. Orientierung sollten bereits existierende Stoffströme und funktionierende
Abnehmermärkte für Rezyklate bieten.
Die langfristige Weiterentwicklung der Rezyklatquoten muss auf EU-Ebene verbindlich
ausgestaltet sein und in die NKWS überführt werden. Weil Kunststoffe in vielen
verschiedenen Sektoren eingesetzt werden können, ist es hierbei wichtig, dass die
Stoffströme der Rezyklate auch dem originären System (z.B. der Verpackungen) erhalten
bleiben, damit Planungssicherheit besteht. Dies könnte durch eine geeignete Recycling- und
Rückführungsinfrastruktur erreicht werden.
Zirkuläre Beschaffung beginnt nicht in der Beschaffungsabteilung – alle müssen mitdenken
Die Stärkung der Beschaffungsstellen hinsichtlich der rechtssicheren Beschaffung von
Gebrauchtgütern und der anderen genannten Aspekte ist zwingend erforderlich [Kapitel
4.11]. Damit die Beschaffung tatsächlich zirkulär wird, müssen die Beschaffungsstellen aber
auch andere Anforderungen aus den Fachabteilungen erhalten. Eine einfache Substitution
von linearen Gütern durch zirkuläre Güter würde alle übergeordneten R-Strategien
ignorieren. Die Fachabteilungen der Städte, Länder, des Bundes und der Unternehmen
müssen mitdenken, was sie vermeiden, wie sie reparieren mit Bezug auf Klimaaktion und
was sie mit anderen teilen können. Darüber hinaus muss ein vorausschauender Austausch
zwischen lokalen KMU und Einkäufern stattfinden, damit sich ändernde Bedürfnisse auch
lokal befriedigt werden können.
Implementierungsrahmen durch Führung, Finanzierung,
Gemeinschaftsbeteiligung und Bildung
Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) muss ihren Implementierungsrahmen
durch Führung, Gemeinschaftsbeteiligung, Bildung und Ausbildung verbessern [Kapitel 7].
Verbesserte Führung und Rechenschaftspflicht: Eine hochrangige Task Force sollte die
Umsetzung der Strategie überwachen, mit klaren Verantwortlichkeiten und der Befugnis,
notwendige Anpassungen vorzunehmen.
Finanzierung: Schaffung eines speziellen Fonds für Initiativen zur Kreislaufwirtschaft,
unterstützt durch öffentliche und private Sektoren.
Gemeinschaftsbeteiligung: Entwickelung der umfassende Programme zur Aufklärung und
Einbindung der Gemeinschaften, um eine Kultur der Nachhaltigkeit und der
Kreislaufpraktiken auf Graswurzelebene zu fördern.
Bildung und Ausbildung: Investieren in Bildungs- und Ausbildungsprogramme auf allen
Ebenen, von Schulen bis hin zu Fachleuten aus der Industrie, um Kapazitäten aufzubauen
und das Bewusstsein für die Vorteile einer Kreislaufwirtschaft zu schärfen.
Integration mit anderen deutschen Strategien: Um einen kohärenten und umfassenden
Ansatz für Nachhaltigkeit sicherzustellen, sollte die NKWS ausdrücklich mit anderen
wichtigen deutschen Strategien wie dem Klimaschutzplan, der Energiewendestrategie, der
Industriepolitik und den Abfallwirtschaftspolitiken integriert werden. Diese Ausrichtung wird
die Beiträge der Kreislaufwirtschaftspraktiken zu den nationalen Zielen hervorheben und
sicherstellen, dass die Politiken sich gegenseitig verstärken.
Fehlende Berücksichtigung der Lebensmittel- und Agrarindustrie
Der Entwurf der NKWS geht nicht ausreichend auf die Rolle der Lebensmittel- und
Agrarindustrie im Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ein. Dieser Sektor zeichnet sich
durch in seiner zentralen Bedeutung für die Bedürfnisbefriedigung der Ernährung und einen
enormen Wasser- und Energieverbrauch sowie hohe Abfallmengen aus, insbesondere bei Lebensmitteln, die erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Die Regionalisierung der
Lebensmittel- und Agrarindustrie kann einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion des
Verlusts von Nahrungsmitteln entlang der Wertschöpfungskette leisten. Um eine inklusivere
und effektivere Kreislaufwirtschaftsstrategie zu schaffen, ist es unerlässlich, spezifische
Maßnahmen für die Lebensmittel- und Agrarindustrie zu integrieren. Dies sollte die
Förderung regenerativer landwirtschaftlicher Praktiken, die Reduzierung des
Ressourcenverbrauchs und die Minimierung von Abfällen entlang der gesamten Lieferkette
umfassen. Auch eine Einbeziehung der Kreislaufführung von Nährstoffen in den
Ökosystemen der Böden selbst zur Steigerung der Regenerationsfähigkeit der Böden sollte
berücksichtigt werden. Denn Böden sind große Speicher für den Eintrag verschiedenster
Stoffe und müssen übergeordnet als wichtige Senken von Emissionen verstanden werden.
Auf diese Weise können wir sicherstellen, dass alle wichtigen Branchen zu den Zielen der
Kreislaufwirtschaft beitragen und dazu beitragen, ihren ökologischen Fußabdruck zu
verringern.
Fehlende Berücksichtigung von Verbrennungsanlagen in der
Kreislaufwirtschaftsstrategie
Der Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) muss eine kritische
Betrachtung der Rolle von Verbrennungsanlagen im Kontext der Kreislaufwirtschaft
enthalten. Verbrennungsanlagen, obwohl sie nützlich zur Reduzierung des Abfallvolumens
und zur Energiegewinnung sein können, stellen erhebliche Umweltprobleme, den Verlust
potenziell recycelbarer Materialien dar, und setzen falsche Anreize. Klare Ziele zur Reduktion
der Abhängigkeit von Verbrennungsanlagen, indem Sie höhere Recycling- und
Wiederverwendungsraten fördern sind notwendig. Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft
priorisieren die langfristige Nutzung von Materialien, und die Verbrennung widerspricht
diesem Ansatz, deswegen muss die Stellung richtung diese Infrastruktur aufgenommen
werden
Weitere Initiativen aus Wirtschaft und Gesellschaft
Circular Berlin (Circular City – Zirkuläre Stadt e.V.) ist eine gemeinnützige Initiative, die seit
2019 den Übergang der Metropolregion Berlin zu einer Kreislaufwirtschaft beschleunigt. Mit
über 140 Mitgliedern hat die Initiative mehr als 20 Projekte zur Stadttransformation im Sinne
der Kreislaufwirtschaft realisiert. Durch wissens- und gemeinschaftsbildende Aktivitäten,
Pilotprojekte und Bildungsprogramme wird die lokale Agenda der Kreislaufwirtschaft
gestaltet und die Stoffströme innerhalb der Region neu entwickelt.
Das Projekt Circular City Challenge zielt darauf ab, kommunale Prozesse in verschiedenen
Regionen zu innovieren, indem Kommunalverwaltungen mit Circular Innovators
zusammengebracht und Fortschritte bei der Umsetzung gefördert werden. Hauptziele sind
der Aufbau eines Netzwerks zum Erfahrungsaustausch zwischen Kommunen und die
Identifizierung von Umsetzungsbarrieren.
Das CiruclarPSP Projekt hat die Probleme zahlreicher zirkulär ambitionierter Städte
analysiert und eine innovative Beschaffung für die Lösung gestartet. Der technische
Challenge Brief beschreibt die Herausforderungen der Städte im Hinblick auf Information,
Operationalisierung, Organisation, Change und Fortbildung.
Die Ausschreibung wurde mit 15 Anbietern abgeschlossen. Derzeit haben fünf Anbieter den
Zuschlag erhalten, ihre Lösung weiterzuentwickeln und die ersten Kernelemente der Lösung
(u.a. KI) zu entwickeln. Im Herbst werden die drei besten Anbieter einen weiteren Zuschlag
erhalten und Prototypen entwickeln. Im Sommer 2025 werden zwei Lösungen als Piloten in
den Städten ausgerollt.
Mehrere nationale Ministerien, Städteverbände und zahlreiche Städte sowie Regionen
begleiten das Projekt bereits. Die Mitstreiter werden Zugang zu den beiden Piloten im
Demonstrationsmodus erhalten. Ziel ist es, dass möglichst viele Städte (Projektteilnehmer
und Mitstreiter) nach dem Test die von ihnen bevorzugte Lösung beschaffen und eine
wachsende Zahl von städtischen Mitarbeitern zunehmend zirkulär handeln.
Kontaktdaten der Mitwirkenden
- Dina Padalkina, Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin von Circular Berlin
dina@circular.berlin, www.circular.berlin - David Seiler, Geschäftsführer von Circular Black Forest
david@circular-blackforest.de, https://www.circular-blackforest.de - Georg Vogt, CircularPSP-Konsortium Koordination und Head of ICT von empirica
Communication and Technology Research
georg.vogt@empirica.com, https://empirica.com , https://circularpsp.eu/ - Paula Mertens, Lead Knowledge Hub und Kernteam von Circular Munich e.V,
hello@circular-munich.com, www.circular-munich.com